Stephanie Heinen

Poesie | Inspiration | Songs

Sklaventreiber

Dienstag morgen, 11.15.
Was habe ich bis jetzt gemacht?
Nichts, jedenfalls nicht das was ich wollte, nämlich schreiben, also so gut wie nichts.
Ich bin schlecht, faul, das Leben ist sinnlos, geht es durch meinen Kopf. Stopp! Die Dramaqueen kann mal gleich wieder ihren Mund halten, die hilft mir nicht.
Ich entscheide mich, alles aufzuschreiben, was ich bisher getan habe, all die kleinen Dinge, die ich schon bald wieder vergessen habe.

Also, los geht’s:

– Atemübungen
– Morgenseiten* geschrieben (eine Seite)
– kurzer Spaziergang
– Apps gelesen und beantwortet
– Foto gemacht und App in der Nachbarschaftsapp geschrieben über laufende Wasserleitung beim Nachbarn
– Spülmaschine ausgeräumt
– Gnocci gekocht
– eine Schublade 70/30 saubergemacht (sprich flüchtig)
– die unteren Schrankoberflächen in der Küche sauber gemacht
– den Boden vor der Haustür flüchtig gewischt
– von dem neuen Fahrradschloss die Verpackung abgemacht und Reserveschlüssel markiert (darauf bin ich besonders stolz…)
– Küchenhandtücher gefaltet und weggeräumt
– Fahrrad schon gepackt mit Büchern für Bibliothek und Klamotten zum Weggeben für Heilsarmee

So, das nennst du also so gut wie nichts gemacht, sage ich mir. Sehr interessant. Mal wieder merke ich, wie verzerrt meine Wahrnehmung ist…
Für jemand, dessen Energielevel seit zwei Burn-outs konstant niedrig ist, mit einigen Höhenflügen und noch mehr Talfahrten, leistest du sowieso eine ganze Menge, ermutige ich mich weiter.
Außerdem, spreche ich mir noch mehr Mut zu : Es – geht – nicht – um – Leistung!!!

Die Botschaft, die ich mir selbst und anderen immer wieder zuspreche: Du bist gut so wie du bist, diese Botschaft scheint sich in so einigen Momenten wie in Luft aufzulösen…
Deshalb brauche ich in regelmässigen Abständen meine eigenen „Ich-stärke-mir-den-Rücken-Sessions“, in denen ich konstruktive Selbstgespräche führe und mich damit weigere, in meinen alten negativen Gedanken hängen zu bleiben. Außerdem hilft mir das Aufschreiben von all den kleinen Dingen sehr, genauso wie das weitere Aufschreiben, was du gerade liest.

Mit zusätzlichen Worten baue ich mich weiter auf: Ich werde mich nicht mit anderen vergleichen, ich vergleiche mich nur mit mir selbst, und selbst das tue ich mit Nachsicht, denn ich weiß, dass meine Tage nicht alle gleich sind.
Erst gestern hatte ich so wenig Energie, da konnte ich vor Müdigkeit nicht mal klar denken, geschweige denn Schreiben. Heute geht es besser, und sofort wollte ich wieder „Vollgas“ geben… Und wenn es (mal wieder) nicht klappt, was dann?? MEIN SELBSTWERT HÄNGT NICHT VON MEINER LEISTUNG AB. Weder vom Schreiben, noch von irgendwas!!!

Zum 100.000sten Mal höre ich auf, mein eigener Sklaventreiber zu sein. Das habe ich jahrzehntelang getan, und auch heute passiert mir das noch oft genug. Aber nicht für lange! Wenn ich in die Grube gefallen bin, klettere ich so schnell wie möglich wieder heraus und zeige dem Sklaventreiber den Mittelfinger und mir eine ausgestreckte Hand!!!

Hast du ähnliche Erfahrungen mit deinem Sklaventreiber? Oder hast du gar keinen? Dann herzlichen Glückwunsch und verrate mir dein Geheimnis…

* Morgenseiten (Julia Cameron „Der Weg des Künstlers“)


Steffen Glaser  

Hallo, vielen Dank für deine ehrlichen Worte, davon können wir auch ein Lied singen. wir müssen uns auch immer stoppen, um unser Tempo zu halten. Vor allem meine Frau Maria, muss ich auch immer wieder runterholen. Ich sage ihr immer, es ist nicht schlimm, wenn es heute mal nichts wird, alles hat seine Zeit. Danke Steffen
 

Dörte  

Danke Stephanie, für Deine Zeilen! Schön, dass es Dir immer wieder und immer besser gelingt, freundlich mit Dir selbst umzugehen. Auch für mich ist das ein Lernfeld. Danke für Deine Worte dazu! Wünsch Dir ein schönes, freundliches Wochenende!

Brit 
Liebe Stephanie, ich kenne das auch mit dem Sklaventreiber. Und der kommt auch immer wieder. Aber an einigen Tagen hat er nichts zu melden.
Ich hab mir Power- und lower- Tage eingerichtet. Montags und dienstags powere ich viel, gehe arbeiten, einkaufen, kochen, Kinder kutschieren etc,
Mittwoch und Donnerstag hab ich lower Tage- halte ich mir frei! da lass ich mich mittwochs total gehen, lieg endlos im Bett, schreibend manchmal, singend, donnerstags je nach Laune putze ich die Wohnung oder auch nur 70/30.
Freitags powere ich wieder und Samstags je nachdem, was ich donnerstags so geschafft habe, 50/50… sonntags ruh ich aus, keine Termine gar nichts. Mit diesem Rhythmus komme ich gut klar, ich muss aber den Mittwoch komplett frei machen und Sonntag auch, verteidigen gegen alle inneren und äußeren Vereinnahmungen, sonst „lebe“ ich nicht mehr, sondern funktioniere bestenfalls nur noch im unguten Sinne!
Ich find deine konstruktiven Selbstgespräche genial gut! Mögen sie in dein Herz sinken und dich immer sicherer machen, dass du als Schatzkiste eigentlich nichts tun musst, um wichtig zu sein, sondern dein Glanz, der von dir ausstrahlt, dein So-Sein unsere Bereicherung ist! Danke dass du uns an deinem Sein teilhaben lässt!
 
Stephanie 
Hallo Steffen, Dörte und Brit, danke für eure Reaktion.
Ja, sein eigenes Tempo halten/akzeptieren wird wohl ein lebenslanges Lernfeld sein, Und „Alles hat seine Zeit“ versuche ich auch immer mehr als Leitspruch zu sehen. Die Power und lower Tage finde ich eine gute Idee Brit. Ich nehme mir auch mittwochs nichts vor, außer zum Markt zu gehen. Sowieso mache ich selten mehr als einen Termin am Tag. Ansonsten versuche ich so viel es geht, auf meinen Körper zu hören. Das gelingt mir nicht immer, aber immer öfter. Hat ja auch viel mit Akzeptanz zu tun…

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